Manchmal begegnen mir Namen, die ich vorher bewusst nie gehört habe, gleich auf verschiedenen Kanälen. So ging es mir mit Ada Lovelace. In der Buchhandlung entdeckte ich den Roman „Dei geniale Rebellin“ (Agnes Imhof) über die Informatik-Pionierin und da er interessant klang, habe ich ihn mitgenommen. Dann schaute ich in das Theaterprogramm vom LUTZ Hagen und sah, dass dort sogar ein Theaterstück über sie aufgeführt wurde. Auf einmal war überall Ada Lovelace und ich wollte wissen, was es mit dieser Frau auf sich hatte.
Das Leben von Ada Lovelace
Ada Lovelace wurde als Augusta Ada Byron am 10. Dezember 1815 in London geboren. Ihr Vater war der berühmte und auch ziemlich exzentrische Dichter Lord Byron, den sie allerdings nie bewusst kennengelernt hat. Ihre Mutter trennte sich von ihm als Ada ein Baby war und als er starb, was das Mädchen acht Jahre alt. Aber Ada hatte das Temperament ihres Vaters geerbt und um das zu zügeln, verordnete ihre Mutter ihr eine umfassende naturwissenschaftliche und mathematische Ausbildung. Wenn sie zum Papier griff, sollten darauf Zahlenreihen und mit dem Zirkel erzeugte Formen entstehen, aber keine Gedichte. So kam es, dass Ada Lovelace als Kind keine Geschichten erfand, sondern über Erfindungen nachdachte. Mit 13 Jahren wollte sie ein Dampfflugzeug erfinden und ein Buch über Flugologie schreiben.
Ada Lovelace als Informatikerin
Das Thema ihres Lebens entdeckte sie jedoch, als Charles Babbage ihr 1833 seine Rechenmaschine vorführte. Von da an, nutzte sie jede freie Minute, um die Maschine zu studieren und weitere Nutzungsmöglichkeiten zu erfinden. Dabei dachte sie weit über den Zweck hinaus, für den Charles Babbage die Maschine entwickelt hatte. Während er damit mathematische Rechnungen vornehmen wollte, stellte sie sich vor, Buchstaben mit der Maschine zu kombinieren und Musik zu komponieren. Als sie gebeten wurde, einen Artikel über die Rechenmaschine aus dem Französischen zu übersetzen, sah sie ihre Chance, all ihre Ideen preiszugeben. Sie ergänzte den Ursprungstext durch ihre eigenen Gedanken, zu denen unter anderem der Vorschlag für eine Programmierung zählte. Zu ihrer Zeit hat sich niemand weiter damit beschäftigt, die Vorstellungen von Charles Babbage und Ada Lovelace waren zu visionär. Erst als man sich Mitte des 20. Jahrhunderts, rund 100 Jahre später, intensiver mit Fragen der Computerprogrammierung befasste, wurde Forscher:innen der Sinn der Anmerkungen klar. So kam es, dass Ada Lovelace heute als erste Programmiererin der Welt gilt. Das ist nicht das Einzige, was sie damals bereits wusste, so unterschied sie vor über 150 Jahren schon zwischen Hard- und Software. Ich denke, sie hat nicht ganz unrecht damit, sich selbst als Genie zu bezeichnen, falls der Satz „Ich bin eines dieser Genies, die sich darauf beschränken, sich zu erholen.“ Wirklich von ihr ist. Leider musste sie viel Zeit ihrer Familie widmen, da es damals in ihren Kreisen in England undenkbar war, dass eine Frau nicht heiratete und Kinder bekam. Auch wenn ihre Kinder später bei der Großmutter aufwuchsen, kosteten Ehe und Familie doch Forschungsjahre, die ohnehin kostbar waren, da sie bereits am 27. November 1852 im Alter von 36 Jahren verstarb. Ich mag mir nicht vorstellen, was sie noch hätte entdecken und erfinden können, wenn ihr ein längeres Leben gegönnt wäre. Wer weiß, vielleicht wäre auch bei ihr noch das literarische Talent durchgekommen, sie hat sich ja immer Notizen gemacht und Rätsel erfunden und hat, wenn das Zitat stimmt gesagt: „Von der Kraft meines Schreibstils bin ich selbst wie vom Donner gerührt.“ © April 2024 Dr. Birgit Ebbert www.vergessene-frauen.de www.birgit-ebbert.de
Links zu Beiträgen über Ada Lovelace
SWR Die erste Programmiererin: Ada Lovelace
Das Bild von Ada Lovelace und der Auszug daraus als Beitragsbild stammen vermutlich von