Als ich kürzlich in dem Regal meiner Kindheitsbücher stöberte, fiel mir auf, dass einige meiner Lieblingsbücher von Autorinnen stammen, deren Name mir heute völlig unbekannt sind. So auch die Autorin Kirsten Thesen, die eines der Highlight-Bücher meiner Kindheit geschrieben hat: „Birgit.“ Ja, meine Mutter hat sich die Mühe gemacht, für uns Töchter Bücher zu kaufen, in denen die Protagonisten unsere Namen tragen! (Das Buch meiner Schwester hieß: Martina und der Esel Knickohr 😊 ) Doch zurück zu Kirsten Thesen, sie war eine norwegische Schriftstellerin, die von 1948 bis 1984 Bücher schrieb, die in ihrer Heimatstadt Bergen spielten. Obwohl sie gute Kritiken bekam und sogar mit Astrid Lindgren verglichen wurde, war sie auch in ihrer Heimat weitgehend unbekannt. Immerhin hat sie einen Wikipedia-Eintrag, was nicht für alle Kinder- und Jugendbuchautorinnen aus jener Zeit gilt.
Leben und Werk von Kirsten Thesen
Die Originalfassung von „Birgit“ ist 1962 erschienen und wurde vom Ministerium für Kirche und Bildung ausgezeichnet, genauer gesagt, handelte es sich um zwei Bücher, das erklärt mir heute endlich auch, wieso das Buch mit 254 Seiten so dick war – eher die Ausnahme in meiner Jugend. Interessant finde ich – auch wenn ich ihn nicht gelesen habe – den Jugendroman „Der Wind weht aus Forsøy, er 1959 in Norwegen erschienen ist und sich mit dem Zweiten Weltkrieg befasst. Aus der Sicht des Mädchens in der Familie wird beschrieben, wie eine eine Familie zerbricht, weil Vater und Sohn sich für unterschiedliche Seiten entscheiden. Als ich die Zusammenfassung las, habe ich mich nicht gewundert, dass Kirsten Thesen nicht so berühmt wurde wie ihre schwedische Kollegin Astrid Lindgren. Mit Zeitgeschichte und gesellschaftlichen Problemen lassen sich eher selten Bestsellerplätze erobern.
1968 wurde die Schriftstellerin von einem schweren Schicksalsschlag heimgesucht, ihr 18-jähriger Sohn Iakob, ein beliebter Sänger und Wasserballer, verunglückte auf dem Weg zu einem Konzert so schwer, dass er zwei Wochen später an den Folgen starb. Das blockierte ihre Schreibfreude, ihre nächste Veröffentlichung war das Tagebuch von ihrem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik nach dem Tod des Sohnes, es erschien 1978 unter dem Titel „Wir haben alle einen Garten“. Kirsten Thesen wurde übrigens am 22. Juni 1920 als Kirsten Fleischer geboren und sie starb am am 6. Dezember 2011. Neben ihrer Tätigkeit als Kinderbuchautorin war sie als Buch- und Theaterrezensentin und Korrektorin bei der der örtlichen Arbeiterzeitung tätig.
Gerade habe ich bei Google und Booklooker nach Kirsten Thesen gesucht, bei Booklooker gibt es kein Buch von ihr, das werde ich zum Anlass nehmen, mein Birgit-Buch wieder einmal zu lesen. Aber auch, wenn es mir heute nicht gefallen sollte, ich habe es anscheinend gerne und häufig gelesen, der Buchrücken ist nämlich schon geklebt und ich erinnere mich gut an das Gefühl, ein Buch zu besitzen, das meinen Namen als Titel hat. Daher empfehle ich übrigens Eltern, nach Büchern Ausschau zu halten, in denen eine Figur mit dem Namen ihres Kindes vorkommt.