Emilie Schindler – die Frau hinter Schindlers Liste

Auf das Buch „Ich, Emilie Schindler. Erinnerungen einer Unbeugsamen“ von Erika Rosenberg bin ich zufällig gestoßen, dabei ist es schon über zwanzig Jahre alt. Aber was ich da gelesen habe, hat mich trotzdem oder gerade deswegen wütend gemacht, weil es wieder einmal zeigt, dass das Engagement von Frauen unter den Tisch gekehrt wird.

Wer war Emilie Schindler?

Emilie Schindler war die Ehefrau von Oskar Schindler, den „Vater“ von „Schindlers Liste“, die mit einem Buch und Film von Steven Spielberg gewürdigt wurde. Die Würdigung bezieht sich aber nur auf die Liste, Emilie Schindler wurde weder bei der Recherche für das Buch herangezogen noch bei der Vorbereitung des Filmes. Erst für die letzte Szene wurde sie als „Überlebende“ von Schindlers Liste eingeladen! Dabei hat sie von Anfang an dazu beigetragen, dass die über 1.000 Jüdinnen und Juden durch das Unternehmen ihres Mannes gerettet wurden.

Emilie Schindler wurde am 22. Oktober 1907 als Tochter eines reichen Gutsbesitzers in Alt Moletein geboren. Sie heiratete am 6. März 1928 den Industriellen Oskar Schindler und zog mit ihm zu seinen Eltern nach Zwittau. Nachdem sie 1941 ihrem Mann nach Krakau folgte, der dort zwei Jahre zuvor eine Email-Fabrik gekauft hatte, begann sie, die jüdischen Zwangsarbeiter:innen aus dem Konzentrationslager Plaszow im eigenen Werk zu unterstützen, indem sie ihnen soweit es möglich war, akzeptable Lebensumstände schuf. Als das Werk nach Brünnlitz verlegt werden musste, erreichten sie und ihr Mann, dass die jüdischen Arbeiter:innen mit ihnen gehen durften. Im Januar 1945 nahm sie, während ihr Mann unterwegs war, ohne Absprache weitere 100 Juden auf, die sonst nach Auschwitz deportiert worden wären, und pflegte diese persönlich gesund.

Bei all diesen Aktivitäten musste sie immer damit kämpfen, dass Oskar Schindler Geliebte hatte und das Geld mit vollen Händen ausgab, wenn er welches bekam. Das ging auch so weiter, nachdem sie gemeinsam bei Kriegsende erst aus Polen nach Regensburg geflohen und dann nach Argentinien emigriert waren. Von dem Geld, das Oskar Schindler in Deutschland als Ausgleich für die verlorene Fabrik entgegennahm, sah sie nie etwas. Stattdessen musste sie in Argentinien mit den Folgen seiner verrückten Geschäftsideen kämpfen.

Die vergessene Erbin

Die Missachtung ihrer Person ging auch nach dem Tod von Oskar Schindler, mit dem sie weiterhin verheiratet war, weiter. Weder auf der Sterbeurkunde noch in der Todesanzeige taucht ihr Name auf, sie wurde erst lange nach seiner Beisetzung von seinem Tod informiert. Als auf einem Dachboden ein Koffer mit Dokumenten gefunden wurde, verkaufte ihn die letzte Lebensgefährtin unberechtigt an die Stuttgarter Zeitung und die ihr als Erbin zustehenden Tantiemen für Buch und Film über Oskar Schindler wurden ihr nie ausgezahlt. Ich habe beim Lesen des Buches mehrfach Schnappatmung bekommen, weil ich es kaum glauben konnte, was der Frau widerfahren ist. Immerhin hat sie noch zu Lebzeiten in den 90er Jahren ideelle Anerkennung und von verschiedenen Seiten auch finanzielle Unterstützung bekommen. Aber dennoch ist ihr Name selbst mir – und ich interessiere mich für den Holocaust mit all seinen Facetten seit der Schulzeit – noch nie bewusst begegnet. Mit diesem Artikel will ich dazu beitragen, dass auch ihr Name neben dem ihres Mannes in Erinnerung bleibt. Emilie Schindler starb am 5. Oktober 2001 in Strausberg, nachdem sie sich entschieden hatte, wieder nach Deutschland zu ziehen, um hier zu sterben. Aber selbst in ihren letzten Lebenstagen wurde ihr Wunsch missachtet. Erst die Autorin des Buches, Erika Rosenberg, eine Nachfahrin eines jüdischen Ehepaars, das vor den Nazis nach Argentinien geflüchtet war, sorgte dafür, dass Emilie Schindler nach ihrem Tod am 5. Oktober 2001 wie von ihr gewünscht in Waldkraiburg begraben wurde. © 2025 Dr. Birgit Ebbert www.vergessene-frauen.de

Links zum Leben und Wirken von Emilie Schindler

Erika Rosenberg: Meine Freundin Emilie Schindler

Über die Arte-Dokumentation „Frau Schindlers Liste“ (Jüdische Allgemeine Zeitung 16.05.2024)

Film „Emilie Schindler. Die vergessene Heldin“ in der ARD Mediathek (bis 05.03.2027)

Biografie von Emilie Schindler auf LeMo (Lebendiges Museum Online)

 

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