Journalistinnen aus dem „Pinguin“ (1946-1949)

Bei der Recherche für einen Roman habe ich wieder einmal meine Dissertation über die Zeitschrift „Pinguin“ durchgesehen und mich plötzlich gefragt, ob und welche Frauen denn wohl daran mitgearbeitet haben. Viele Autorinnen tauchen nicht auf, aber immerhin lag die Redaktion bei einer Frau, Claire With. Herausgeber war Erich Kästner, der in den 90er-Jahren auch im Mittelpunkt meiner Arbeit „Erziehung zu Menschlichkeit und Demokratie“ stand. Über manche Autorinnen fand ich leider keine Informationen, aber die eine oder andere wie Gertrud Bäumer und Anna Haag ist unter Expertinnen für Frauenrechte und andere Themen auch heute noch bekannt.

Claire With war die Redakteurin der Zeitschrift „Pinguin“, weitere Informationen habe ich über sie nicht gefunden, in einem neuen Beitrag über die Zeitschrift heißt es, sie sei Amerikanerin gewesen, möglicherweise eine Vertreterin der Alliierten in Stuttgart. Sie hat außerdem zwei Artikel selbst geschrieben (5/47 – 1/48),

Von Magda Clewe finden sich in den ersten beiden Ausgaben der Zeitschrift (1/46 und 2/46) Gedichte, über ihr Leben ist nichts in Erfahrung zu bringen.

Über das Leben von Maria Klinger, die in den Ausgaben 5/46 und  7/46 Artikel veröffentlichte, konnte ich nichts herausfinden, aber antiquarisch sind noch Kinderbücher von ihr erhältlich: „Bumerang und Düsenflugzeug“ (1979), „Nimm den Diktator und geht. – Ein Mädchen 1945“ (Ensslin & Laiblin 1976), „Abenteuerreise mit dem Zigeunerwagen“ (Lentz 1981)

Asta-Ruth Soffner war Grafikerin, sie wurde 1907 oder 1910 in Sonderburg geboren und studierte in Berlin an der Kunstschule. Für den „Pinguin“ hat sie einige Artikel illustriert (6/46, 2/49, 4/49, 5/49). Aus einer Festschrift geht hervor, dass sie 1926 oder 1940 auch als Redakteurin bei „Die Dame“ gearbeitet hat, in dem Zusammenhang hat der Maler Emil van Hauth sie gemalt. Nach dem Krieg muss sie in der Taunus-Region gelebt haben und 1948 mit ihrem Mann Walter Ruth zusammen einen Kunstverein gegründet haben.

Der Name Vanna Brenner, unter dem 6/46 und 10/46 Artikel veröffentlicht wurden, war ein Pseudonym für Martha Maria Gehrke (1894-1986). Sie wurde am 1. September 1896 in Frankfurt geboren und starb 1986 in München, das Todesdatum kennen anscheinend nicht einmal der Friedhof, auf dem sie begraben wurde! Ab 1919 war Martha Maria Gehrke Autorin bei der „Weltbühne“ und brachte es dort immerhin auf 89 Beiträge. Kein Wunder, dass sie 1933 mit einem Schreibverbot belegt wurde. Nach dem Krieg arbeitete sie für die „Neue Zeitung“ in München, bei der auch Erich Kästner zeitweise tätig war.

Von der Frauenrechtlerin Dr. Gertrud Bäumer erschien in der Ausgabe 8/46 ein Beitrag.

Annemarie Czettritz gehörte zu den Autorinnen, die häufiger mit Beiträgen beauftragt wurden, in den Ausgaben 9/46 bis 11/46, 1/47,  3/47, 6/47, 9/47, 12/47, 1/48, 5-6/48 finden sich Artikel von ihr. 1959/60 war sie Journalistin beim Süddeutschen Rundfunk, 1980hat sie einen Kunstführer „Franz Graf Pocci – Freund der Kinder und der Musen“. Mehr habe ich über sie nicht entdecken können.

Clara Menck (1901-1983), am 9. Dezember 1901 als Klara Paula Emmy Tichauer vermutlich in Berlin geboren, war eine der Pionierinnen des Journalismus. In der NS-Zeit lebte sie mit ihren zwei Kindern in Stuttgart, durfte aber als Halbjüdin nicht arbeiten. Im „Pinguin“ hat sie in Ausgabe 3/37 einen Text veröffentlicht, ansonsten hat sie ab 1945 bei der Stuttgarter Zeitung und beim Süddeutschen Rundfunk gearbeitet, später auch bei der „Neuen Zeitung“ und bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Für ihre oft kritischen Artikel wurde sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Sie starb am 7. Februar 1983 in Stuttgart.

Über Susanne Varenius, die in 3/47 und 5/47 Artikel publiziert hat, ist nur zu finden, dass sie 1955 ein Buch über Frankreich und 1954 ein Französisch-Lehrbuch veröffentlicht hat.

In Ausgabe 3/47 erschien ein Gedicht der Schriftstellerin Mascha Kaleko (1907-1975).

Von der amerikanischen Schriftstellerin und Literatur-Nobelpreisträgerin von 1938 Pearl S. Buck /1892-1973) wurde in Ausgabe 5/47 eine Geschichte veröffentlicht.

Aus der Feder bzw. Tastatur der Stuttgarter Schriftstellerin und Politikerin Anna Haag (1888-1982) erschienen im „Pinguin“ Artikel in 6/47, 10/47, 11/47, 5-6/48 ,  11/48. In einem der Artikel schreibt sie darüber, dass es ihr gelungen ist, in die baden-württembergische Verfassung das Recht auf Kriegsdienstverweigerung aufzunehmen.

Die Fotografin Ilse Steinhoff (1909-1974) trug Fotos zu den Ausgaben 6/47, 8/47, 10/47 und 11/47 bei.

Biografische Daten lassen sich über Annalies, auch Annalise, Wiener, die mit Artikeln in den Ausgaben 7/47 und 6/49 auftaucht, nicht ermitteln, im Kalliope-Verbund findet sich allerdings noch ein Brief von ihr aus dem Jahr 1985, so lange muss sie also in jedem Fall gelebt haben. In der Deutschen Nationalbibliothek findet sich ein Buch von ihr aus dem Jahr 1937 (Vom Punkt, dem Teufel und der Uhr) und eines von 1966 (Peter und Anna leben in England).

Von der Fotografin und Journalistin Barbara Lüdecke (1913-2007) habe ich einen Artikel in der Ausgabe 6/47 entdeckt, der Name kam mir bekannt vor, weil ich als Jugendliche ihr Buch „Meine Welt – von 12 bis 16“ besessen und gelesen habe 🙂 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet 79 Fundstellen mit ihrem Namen, etwas mehr über sie enthält dieser Eintrag bei Wikipedia.

In Heft 10/47 veröffentlichte die Redaktion eine Kurzgeschichte der amerikanischen Autorin Katherine Anne Porter (1890-1980).

Über Maria Ebert, die in Ausgabe 11/47 veröffentlichte, lassen sich keine Informationen finden.

Die Autorin Beate Möhring, deren Artikel in Heft 11/47 erschien, ist laut Deutscher Biografie die auch im Kalliope-Verbund erwähnte Lektorin und Übersetzerin, die in dem Jahr 23 Jahre alt war, also durchaus als freie Mitarbeiterin in Frage kam. Dann wären ihre Lebensdaten 1924-1985 und hätte nach der Heirat des Schriftstellers Kurt Kusenberg den Namen Beate Kusenberg getragen.

Der Autorin Hertha von Gebhardt (1896-1978), von der in Ausgabe 11/47 ein Beitrag erschienen ist, gelang der erstaunliche Coup, trotz ihres jüdischen Großvaters in der NS-Zeit in die Reichsschrifttumskammer aufgenommen zu werden und einige Romane zu veröffentlichen, von denen „Der grüne Salon“ sogar 1944 verfilmt wurde.

Von der Autorin Eva Noack-Mosse (1902-1990) finden sich Artikel in den Pinguin-Heften 11/47, 1/48, 8/48, 10/48, 11/48, 12/48, 3/49, 6/49, sie ist vermutlich die einzige Pinguin-Autorin, die die NS-Zeit als Jüdin in Deutschland überlebte, anfangs geschützt durch die Ehe mit ihrem nichtjüdischen Ehemann, bis sie im Februar 1945 nach Theresienstadt verbracht wurde, wo sie das Ende des Krieges erlebte.

Über Martha Reuber-Iske, die einen Artikel für Heft 12/47 verfasst hat, lässt sich nur herausfinden, dass sie mit dem Pfarrer und Arzt Kurt Reuber verheiratet war und drei Kinder hatte. Ihr Mann starb als Militärarzt im Winter 1942 in Stalingrad, nachdem er vorher noch einen Abschiedsbrief an seine Frau geschrieben und seinen Soldatenkollegen ein besonderes Weihnachtserlebnis verschafft hat.

Über Ingeborg Stilus, die in Heft 2-3/48 veröffentlichte, lassen sich keine Informationen ermitteln.

Ein Ziel der Zeitschrift war es, ausländische Autorinnen in Deutschland bekannt zu machen, so erschien in Heft 4/48 ein Text von Emily Brontë.

Auch in der Deutschen Nationalbibliothek ist keine Information über die Autorin Maria Barthel vorhanden, von der in Ausgabe 9/48 ein Artikel veröffentlicht wurde. Bekannt ist lediglich, dass sie 1953 das Buch „Wir feiern Kinderfeste“ herausgegeben hat und 1954 „Wir feiern Silvester“.

In Heft 10/48 ist ein Text der Widerstandskämpferin Hilda Monte (1914-1945) zu lesen, die im April 1945 in Vorarlberg bei einem Fluchtversuch erschossen wurde.

In die Ausgabe 12/48 wurde ein Texte der amerikanischen Journalistin Dorothy Thompson (1893.1961) aufgenommen.

Charlotte Heiliger, von der ein Beitrag in 1/49 veröffentlicht wurde, war möglicherweise eine Comic-Zeichnerin, zumindest findet sich in diesem Artikel ein Hinweis auf Frauen, die nach 1945 begannen, Comics zu zeichnen und da wurde auch der Name Charlotte Heiliger erwähnt. Vom Alter her (1915-1974) würde die Charlotte Heiliger passen, die ich in einem Ahnen-Portal entdeckt habe.

Der Text der amerikanischen Schriftstellerin Rosemary Benet (1897 oder 1900-1962) aus Ausgabe 1/49 sollte ebenfalls die Literatur der Welt an die Leser:innen herangebracht werden.

Selma Lagerlöf (1858-1940) ist auch eine der Autorinnen, mit deren Texen die deutschen Leser:innen an Kultur aus Europa und der Welt herangeführt werden sollten, dazu erschien in Heft 2/49 eine Geschichte von der Autorin, die 1909 als erste Frau den Nobelpreis für Literatur erhielt.

In Heft 2/49 findet sich ein Beitrag der Fotografin Madeline Winkler (1899-1995), die aufgrund der Kulturpolitik in der NS-Zeit von der Malerei zur Fotografie wechselte und sich auf Theaterfotografie spezialisierte, u. a. für das Württembergische Staatstheater in Stuttgart in der Nachkriegszeit.

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