Als ich begann über Mina Hartig zu recherchieren, ging ich davon aus, dass sie nach dem Tod ihres Mannes 1937 seine Buchhandlung übernommen hat und da das für die Zeit noch ungewöhnlich war, habe ich sie in meinen Beitrag über historische Frauen in der Hagener Innenstadt aufgenommen. Dann stellte ich jedoch fest, dass 1909 ein Schauspiel aus ihrer Feder im Theater Hagen uraufgeführt wurde. Die vermeintliche Buchhändlerwitwe stellte sich als Künstlerin heraus.
Mina Hartig wurde als Mina Gäbelein in Moschwitz bei Greiz in Thüringen geboren und wuchs dort in einer musisch-literarisch interessierten Familie auf, zu deren Gästen u. a. Franz Liszt zählte. Sie soll sich schon als junge Frau als Schriftstellerin und Bühnenautorin hervorgetan haben, allerdings lassen sich nur drei Werke aus jener Zeit ermitteln lassen: Theaterstück „Im Bann der Lüge“ (1900), Schauspiel „Der gute Ruf“ (1905) und der Schwank „Abenteuer des Inspektor Bräsig“ (1911). Das Schauspiel „Der gute Ruf“ bescherte ihr den ersten Kontakt mit Hagen, wo es 1909 uraufgeführt wurde. Für die damalige Zeit erstaunlich, weil sich das sozialkritische Werk mit der Stellung der Frau in der adeligen Gesellschaft auseinandersetzte. Die Erstaufführung erfolgte an der alten Hagener Schauspielbühne im damaligen Viktoriasaal in der Mittelstraße. Dieser Raum war vom Theaterförderverein von 1905-1909 angemietet worden, solange das Stadttheater noch nicht gebaut war.
In Hagen lernte Mina den Buchhändler Richard Hartig kennen und übernahm mit ihm zusammen die Butz`sche Buchhandlung in der Mittelstraße. Als ihr Mann 1937 verstarb, führte sie die Buchhandlung fort und entwickelte sie in der NS-Zeit zu einem Treffpunkt für kritische Intellektuelle aus der Region. Am 3. September 1947 ist Mina Hartig in Hagen gestorben. © März 2024 Dr. Birgit Ebbert www.vergessene-frauen.de – www.birgit-ebbert.de